Zur Geschichte von fiscalero

Im Frühjahr 2000 startete das Finanzamt Gummersbach – ohne obrigkeitlichen Segen einzuholen – die Internetseite www.finanzamt-gummersbach.de . Dies war ein großer Schritt in Richtung Bürgerfreundlichkeit. Die Seite brachte nicht nur viele Erläuterungen und Hinweise zum Thema Steuerrecht – sie war auch Tag für Tag 24 Stunden geöffnet. Die Seite gewann rasch an Zuspruch, auch weit über den Finanzamtsbezirk hinaus. Sie war einer der wenigen Internetauftritte von Finanzämtern in Deutschland.

Obwohl die Internetseite von ihrem Inhalt her keinen Anlass zur Kritik bot, vielmehr eigentlich ein Lob angebracht gewesen wäre, war die Seite einigen Herren im Düsseldorfer Finanzministerium ein Dorn im Auge. Denn hier wuchs und gedieh etwas, was sie nicht gepflanzt hatten. Da spielte es keine Rolle, dass die Gummersbacher Seite hervorragend zur damals vom Ministerium propagierten „Bürgerorientierung“ passte. Und was macht man mit „Unkraut“? Also wurde verfügt, die Internetadresse sei trotz des großen Erfolges der Seite zum 1. Oktober 2002 an das Ministerium abzutreten.

Dem Finanzamt blieb nichts anderes übrig, als diese obrigkeitliche Weisung zu befolgen. Doch man hatte die Rechnung ohne die Gummersbacher gemacht:
Während man in Düsseldorf glaubte, man habe das „Unkraut“ mit Stumpf und Stiel ausgerottet, ging - ebenfalls am 1. Oktober 2002 – www.fiscalero.de in das World-Wide-Web, nun allerdings nicht mehr als offizielle Seite des Finanzamts. Vielmehr segelte fiscalero.de unter der Flagge des Ortsverbandes Gummersbach der Deutschen Steuergewerkschaft (DStG). Gegen eine Gewerkschaft wollte aber das damals von der SPD geführte Ministerium nicht vorgehen. Das hätte nicht zum Image der Partei gepasst. So blieb fiscalero.de bis Ende 2008 die inoffizielle Seite des Finanzamtes Gummersbach.

Übrigens gibt es heute bundesweit keine originären Internetauftritte von Finanzämtern mehr. Zwar gibt es inzwischen für jedes Finanzamt eine Internetadresse. Dahinter stecken aber die Finanzministerien der Länder.
Diese Seiten haben vor allem die Aufgabe, Propaganda für den jeweiligen Finanzminister zu machen. Von Bürgerfreundlichkeit keine Spur.

Ende 2008 sah sich das Finanzamt Gummersbach wegen Personalkürzung und Arbeitsüberlastung außerstande, fiscalero.de weiterhin mit Inhalten zu beliefern. Infolgedessen sah der Ortsverband der Steuergewerkschaft für die Seite keine Zukunft mehr.

Daraufhin habe ich fiscalero.de als Privatperson übernommen. Denn aus meiner Sicht hat die Seite ihre Zukunft erst noch vor sich. Die völlige Loslösung von der Finanzverwaltung macht es zudem möglich, die Seite über Werbung zu finanzieren.

Im Januar 2009                                      Franz Fürst